PRAME ist an der Regulation diverser zellbiologischer Prozesse beteiligt. Auf Grund seiner Kategorisierung als Cancer/Testis Antigen (CTA) kommt es fast ausschließlich in Testis, Endometrium, Plazenta, Nebenniere und Ovar vor, während es in anderen Organen nicht nachweisbar ist. Im pathologischen Kontext hingegen wird es in primären und metastasierten Melanomen, mit Ausnahme desmoplastischer Melanome, hoch exprimiert. [3] Immunhistochemische Färbungen zeigen zumeist diffus positives Tumorgewebe. Da normale Haut üblicherweise negativ für PRAME ist, eignet sich der Nachweis des PRAME-Proteins als zusätzliches Hilfsmittel zur Bestimmung des Tumorrandes. Außerdem ist PRAME ein ausgezeichneter und verlässlicher Marker, um zwischen melanozytären Nävi und Melanomen zu unterscheiden.
Je stärker dedifferenziert (von atypischem Nävus bis metastasiertem Melanom) die Melanozyten sind, desto geringer ist die p16-Expressionsrate und desto höher die PRAME-Expression. So sind ca. 90 % der primären invasiven Melanome positiv für PRAME, während nur 9 % p16-negativ sind. Somit bietet sich ein Cocktail beider Marker für eine präzisere Diagnostik an. [3] Auch bei der Unterscheidung nodaler Nävi von nodalen Melanomen zur Überprüfung der Sentinel Lymphknoten zeigt der Nachweis von PRAME eine deutlich höhere Sensitivität und Spezifität als der Verlust von p16. [4] Kaczorowski et al., beobachten in ihrer Studie, dass PRAME in einigen Melanomen exprimiert wird, die zwar die typischen BRAF- oder NRAS-Mutationen enthalten, jedoch negativ für die klassischen Marker wie S100 und SOX10 sind. [10]
Darüber hinaus gibt es eine hohe Übereinstimmung zwischen Ergebnissen aus der PRAME IHC und entsprechenden zytogenetischen Studien. [5] Im mukosalen Melanom korreliert eine starke Expression des Markers mit einer schlechten Prognose.[6] PRAME ist ein unabhängiger prognostischer Biomarker beim uvealen Melanom. Hier wird es zur Identifizierung eines höheren Metastasierungsrisikos bei Patienten mit Klasse 1 kategorisierten Tumoren herangezogen. [7, 8]
Daten deuten darauf hin, dass PRAME ein potenzielles Target für die zielgerichtete Immuntherapie darstellen könnte. [9] Erst kürzlich wurden Daten aus einer laufenden Phase 1-Zelltherapie-Studie veröffentlicht (Immatics Press Release, 10. 10. 2022).
PRAME ist nicht ausschließlich in melanozytären Tumoren zu finden, sondern wird auch in einigen anderen Tumorentitäten exprimiert, wie z. B. dem Rhabdomyosarkom, dem Mammakarzinom oder dem Hodgkin/Non-Hodgkin-Lymphom. [9] Aktuell wurden im American Journal of Surgical Pathology Daten zur Expression von PRAME in normalem Gewebe und in mehr als 5.800 verschiedenen Tumoren publiziert. [10]
Im Gegensatz zu bisherigen, mRNA-basierten Studien stützt sich diese Arbeit auf immunhistochemische Experimente. Da es sich bei der Immunhistochemie um eine verlässliche und vergleichsweise kostengünstige Methode handelt, diskutieren die Autoren den Nachweis von PRAME in diversen Tumorentitäten im Hinblick auf eine potenzielle Immuntherapie.
Eine ebenfalls erst kürzlich publizierte Arbeit von Takata et al., 2022 zeigt eine Doppelfunktion von PRAME bei der Pathogenese des diffus großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL). [11] Die Abwesenheit von PRAME führte zum T-Zell-Immun-Escape. Dieser Zustand kann durch die Inhibierung des Repressionskomplexes unter Wiederherstellung des PRAME-Proteins wieder aufgehoben werden. [11] Der untersuchte Mechanismus wird im Hinblick auf mögliche Therapieansätze bei bestimmten Lymphompatienten diskutiert.